Mit 11 Monaten Bauzeit, von Mitte 2014 bis Mai 2015, war die Terrasse ein absolutes Langzeitprojekt. Das lag zum einen daran, dass wir überhaupt nicht wussten, was auf uns zukommt, als wir anfingen, uns in die Tiefe zu graben. Zum anderen waren wir nach der Hausrenovierung nicht wirklich motiviert, das Projekt anzugehen, sahen aber ein, dass es sein muss.
Was kommt, übertrifft die schlimmsten Erwartungen: Die Fläche der Terrasse besteht aus zwei Garagendächern plus einem überdachten Streifen am Haus, zu dem eine Stufe hinaufführt. Das ganze System ist auf Sand gebaut und zwar ohne Abflüsse, was auch das fließende Wasser in beiden Garagen und im Putz zwischen Haus und Garage erklärt.
Aber es sollte noch schlimmer kommen, denn die Stufe zum Haus ist nicht nur auf Sand gebaut, sondern hier hat man offensichtlich auch noch den ganzen Bauschutt entsorgt und Betonreste darüber gegossen. Durch das ganze Konglomerat hat sich das Wasser seinen Weg gesucht. Mein armer Mann arbeitet sich mit seinem Elektrohammer in die Tiefe, letztendlich füllen wir 1,8 Tonnen Schutt in einen Container.
Zwischendurch führen wir viele Handwerkergespräche über den möglichen Wiederaufbau dieses Elends. Von ca. 50% hören wir nach dem Besichtigungstermin nie wieder etwas. Der ortsansässige Flachdachbauer macht uns in Zusammenarbeit mit einer Baufirma den kompetentesten Eindruck. Die Baufirma soll dem Streifen am Haus auf dem Rand der Garagen aufliegend neu betonieren. Zum Garten hin soll ein Abflussrohr gelegt werden. Danach soll der Flachdachbauer das Komplettsystem abdichten, bevor dann ein Belag darauf kommt.
Bis die Terrasse vollends abgedichtet ist, ist es Ende September, wir haben kein Geld mehr und keine Lust, uns mit weiteren Handwerkern auseinander zu setzen, zumal wir gar nicht wissen, was wir eigentlich wollen.
Wir produzieren passende Bauplanen, die wir in unser altes Geländergerüst hängen und freuen uns, dass die Garagen endlich abtrocknen können.
Über den Winter machen wir uns Gedanken, was wir eigentlich wollen, verdienen wieder etwas Geld und versuchen ab Januar Handwerker zu finden, die gewillt und kompetent sind, unsere Wünsche umzusetzen. Der sichtbare Teil der Terrasse gestaltet sich genauso schwierig, wenn nicht noch schwieriger als der unsichtbare. Die unterirdischste Erfahrung ist der vom Geländerbauer angeschleppte Flaschner, der die Verwahrung im Millimeterabstand über die Attika zwischen den Garagen zieht, ohne vorher die Höhe des zukünftigen Belags abzustimmen, Löschpapier hätte gepasst, alles andere nicht.
Auch der von uns gewünschte WPC-Belag (Wood-Plastic-Composition) gestaltet sich schwierig. Wir machen die Erfahrung, dass jeder Handwerker so ziemlich genau einen Hersteller anbietet. Keiner davon schlicht glattes WPC ohne Rillen und ohne Holzdekor und vor allem ohne Fugen, durch die Unkrautsamen fallen und die Terrasse begrünen könnten. Durch das sehr haltbare Efeu der alten Terrasse sind wir gebrannte Kinder.
Nachdem uns von den Preisen bei unseren Flächen dann auch noch schwindelig wird und wir zwei Orte weiter einen Fabrikverkauf haben, fassen wir den Mut, unsere Terrasse selbst zu planen und mit einem Freund zusammen auch umzusetzen. Als der Fabrikverkauf Ostern 20% auf alle Preise gibt, mieten wir einen Bus und holen am Gründonnerstag bei strömenden Regen die Bretter vom Gelände, beladen den Bus und fahren nach Hause. Nachdem wir ausgeladen und den Bus wieder abgegeben haben, liegen wir auf dem Rücken wie die Maikäfer und überlegen, was uns nicht weh tut. Aber nachdem wir überschlagen haben, was wir an dem Tag an Gewicht bewegt haben, wundern wir uns nicht mehr.
Wir sind gar nicht so schlecht: Wir brauchen gut zwei Wochenenden, um die Terrasse neu zu belegen. Klar, wir sind komplett kaputt, aber auch sehr, sehr stolz, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Im Sommer ist unsere Terrasse das erweiterte Wohnzimmer und wird unglaublich viel genutzt. Wir finden, es hat sich gelohnt!