Schwere Jungs – nee, schweres Mädel!


Auch wenn mir natürlich klar war, dass mein Mann durch Helena so ein klitzekleines bisschen vorbelastet ist, musste sie unbedingt aus meinem elterlichen Garten zu uns umziehen: „Die dicke Dame“ – so hieß sie zumindest früher bei uns. >>

Mein Vater hatte die Skulptur des Schorndorfer Bildhauers Christoph Traub 1995 zum sechzigsten Geburtstag bekommen. Ich glaube, so wirklich konnte er sich nie mit ihr anfreunden. Mir hat sie hingegen schon immer gefallen.

Allerdings ist die Dame nicht ganz klein und somit ein echtes Schwergewicht. Ich war mir deshalb nicht sicher, ob wir es überhaupt schaffen würden, sie umzuziehen. Als ein kräftiger junger Mann viele geschenkte Möbel abholte, dachte ich, der könnte im Gegenzug auch was für mich tun und habe ich ihn gebeten, die Dame zusammen mit Jochen vom Sockel in den Schubkarren und von dort ins Auto zu heben. Monatelang hatten wir die „Dame ohne Unterleib“ dann bei uns an der Hausmauer „geparkt“. Den Sockel hatte ich in der Zwischenzeit ausgegraben und konnte ihn sogar umtreten, so dass er frei im Gras lag. Als es tagelang Frost hatte und zwei starke „Jungs“ eine Riesenvitrine holten, kam meine große Chance: Ich konnte mit dem Auto auf die gefrorene Wiese fahren, die zwei „Jungs“ haben mir den Sockel auf eine dicke Folie im Kofferraum meines armen alten Autos gewuchtet, mit der man ihn im Auto bewegen konnte. Nach zwei Tagen in der Garage und vielen Überlegungen haben wir uns getraut, ihn über zwei dicken Baubohlen, eingekeilt zwischen Auto und Garage, raus und runter zu ziehen. Über ein Schalbrett ging es dann mit viel Hauruck den halben Meter zum neuen Bestimmungsort – eine Aktion, die ich nicht wiederholen möchte!

Aber auch, wenn mein Mann geflucht hat, freue ich mich jeden Tag an ihr und liebe es, wie sie unter dem Tulpenbaum steht und sich von der dunklen Wand abhebt. Ich weiß auch, dass sie etwas tiefer stehen müsste, aber wir können an der Stelle nicht graben, weil wir sonst die Baumwurzeln schädigen würden. Ich habe ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, dass wir dem armen Baum noch mehr offene Erde genommen haben, denn er hat ja schon Richtung Weg wenig Platz und versiegelten Boden. Ein zusätzlich positiver Aspekt war übrigens, dass die beiden Steingussbänke und der große Betontrog, die auch dringend mit umziehen mussten, uns dann fast leicht vorkamen – der jeweilige Umzug war regelrecht easy!